"Kordon Blö" rockt im Schneesturm


Neunburger Band erspielt sich Zweiten Platz bei Europas größtem Newcomerfestival


Von Philipp Mardanow

Neunburg/München. Es ist 0.40 Uhr. Die beiden Neunburger Busse, die die Newcomerband "Kordon Blö" bei ihrem Auftritt beim Emergenza-Festival unterstützten, sind auf der Heimreise. In der ersten Reihe klingelt ein Handy, Geflüster, die ersten Freudenschreie, dann Jubel im gesamten Bus, als die frohe Kunde bekannt wird. "Sie sind Zweiter." Damit haben sich die fünf Jungs für das Halbfinale von Europas größten Newcomerfestival qualifiziert.


Abfahrt 16 Uhr am Stadthallenplatz. Die Neunburger Sparkasse hat zwei Busse gesponsert, die nun, vollbesetzt, 80 Fans der Combo in die bayerische Landeshauptstadt transportieren. "Bis um 19 Uhr werden wir ankommen", so die allgemeine Meinung im Bus. Wie man sich doch täuschen kann. . .
Bereits kurz nach Regensburg Schneegestöber,der erste Stau auf spiegelglatter Fahrbahn kurz nach Bad Abbach. Anscheinend will Petrus das rechtzeitige Ankommen verhindern. Auch wenige Kilometer vor der Auffahrt zur A 9 hat sich bereits ein Rückstau gebildet – und die Neunburger mitten drin. Dementsprechend ist die Stimmung im Bus, es wird immer leiser, das Gelächter verstummt, keiner glaubt mehr, es rechtzeitig zum Auftritt zu schaffen. Über Handy wird versucht "Kordon Blö" zu erreichen; vielleicht kann das Konzert ja später beginnen.

Schritttempo auf der A 9


Gegen 19 Uhr der erlösende Funkspruch aus dem zweiten Bus: Das Festival beginnt, extra wegen den beiden Bussen, erst um 21 Uhr. Jubel im Bus, neue Hoffnung keimt auf, die aber bald wieder Resignation weicht, da es auf der A 9 nur im Schritttempo vorwärts geht. Kurz nach 21 Uhr sind beide Busse auf dem Mittleren Ring, wenig später halten die Fahrzeuge vor dem "Backstage" das von den Neunburgern regelrecht gestürmt wird. Keine Minute zu spät: "Kordon Blö" stehen bereits auf der Bühneund versuchen das anwesende, überwiegend junge Publikum, für sich zu begeistern. Eine schwere Aufgabe als erster Bewerber unter sieben anderen an diesem Abend.

Anlage zu schlecht eingestellt


Als die Fünf merken, dass endlich Verstärkung aus der Heimat da ist, strengen sie sich gleich noch mehr an. Die Gitarrenriffs von Christoph Schmid und Stephan Eckel lassen die Boxen erzittern, laut dröhnt der Bass von Sebastian Wunder und Michael Malterer powert auf seinem Schlagzeug was das Zeug hält. Sänger Jan Alesik muss unter der schlechten Einstellung der Anlage leiden: Am Ende des Clubs hört man nur wenig von seiner prägnanten Stimme. Die 100 Neunburger, einige sind mit Privat-Pkw's angereist, lassen sich davon nicht beirren. Wie ein Mann werden die Hände nach dem letzten Song der fünf Jungs gehoben, die Veranstalter zählen durch. Dann muss es schnell gehen, die Bühne wird geräumt, die nächste Band an diesem Abend beginnt ihren Gig.

Lokalmatadoren begeisterten


Kritisch werden die anderen Bands bei ihren Auftritten beäugt. Aber nur die Münchner Band "Heptaphobiks" wird "Kordon Blö" gefährlich. Bei ihrem Auftritt ist die Hölle im "Backstage" los. Vor der Bühne wird auf- und abgesprungen, Stagediver hüpfen ständig von der Bühne und werden vom Publikum aufgefangen. Als Lokalmatadoren haben sie's allerdings auch leichter das Auditorium zu begeistern. Die übrigen Combos stammen alle von außerhalb. Leider müssen die weit gereisten Neunburger bereits vor der Bekanntgabe der Sieger den Club verlassen, die Busabfahrt ist auf 0.30 Uhr festgesetzt. "Wir rufen euch nach der Siegerehrung an", versprechen die Fünf, als die Busse anfahren. Keine Viertelstunde später klingelt das Handy, Sänger Jan ist dran und freut sich: "Wir sind Zweiter." 132 Stimmen haben sie bekommen und mussten nur "Heptaphobiks" den Vortritt lassen. Im Bus wird gejubelt und man ist im Nachhinein froh, noch rechtzeitig zum Auftritt gekommen zu sein. Die Strapazen der Hinfahrt sind vergessen.

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